Sternsingeraktion St. Pius

Wo arbeitet ihr jeden Tag mehrere Stunden? Arbeitet ihr in Fabriken, im Haushalt, im Baugewerbe, im Bergbau oder auf dem Feld? Nein, oder? Ihr und ich gehen zur Schule, das ist auch Arbeit. Mal ist es auch anstrengend, aber schaden tut es uns nicht – wenn wir ehrlich sind. Anders sieht es für 168 Millionen Kinder weltweit aus. So viele Kinder zwischen 5 und 17 Jahren, das sind elf Prozent aller Minderjährigen, leisten mehrere Stunden am Tag Schwerstarbeit, Arbeit, die nicht nur der geistigen Entwicklung schadet, sondern auch die Gesundheit beeinträchtigt. Etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen kann zwar zur Schule gehen und die Arbeit dann vor und nach der Schule erledigen. Jedoch müssen immer noch rund 85 Millionen Kinder, das sind mehr Menschen als in ganz Deutschland leben, von morgens bis abends, ohne zur Schule gehen zu können, arbeiten. Dabei sind gerade eine schulische Bildung und eine spätere Berufsausbildung entscheidend, um den Teufelskreis aus Armut und ausbeuterischer Arbeit durchbrechen zu können. Oft arbeiten die Kinder und Jugendlichen ohne jeglichen Arbeitsschutz unentgeltlich oder für einen nur geringen Lohn. Für Freizeit und Spiel gibt es keine Möglichkeiten.

In Indien arbeiten weltweit die meisten Mädchen und Jungen. Die Schätzungen internationaler Organisationen schwanken zwischen 12 und 60 Millionen Kindern – und das, obwohl Arbeit für Kinder unter 14 Jahren in Indien im Jahr 2006 gesetzlich verboten wurde! Als billige Arbeitskräfte leben diese Kinder überwiegend auf dem Land und sind in der Landwirtschaft, der Herstellung von Teppichen, Zigaretten und anderen Produkten beschäftigt, wie auch das zehn jährige Mädchen Sangam auf dem Bild. Sie knüpft Teppiche, die auch hier in Deutschland verkauft werden. Zum Knüpfen benutzt sie scharfe und gefährliche Werkzeuge und die Stoffpartikel, die dabei freigesetzt werden, schädigen Sangams Lunge und Atemwege.

Copyright Kindermissionswerk


Wenn ich bei meiner Recherche auf solche Informationen stoße, sitze ich mit offenem Mund vor dem Bildschirm. Könnt ihr euch die Lebenssituationen von Kindern vorstellen, die jeden Tag körperlich hart arbeiten müssen? Mir fällt es schwer, denn dies alles klingt so verrückt und entspricht nicht meinem Menschenbild. Ich habe den Wunsch, diesen Kindern, die wegen ihrer Arbeit keine Schulbildung erhalten, zu helfen. Die Sternsingeraktion ermöglicht mir, mich dafür einmal im Jahr einzusetzen.

Mit dem Motto „Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit“ zogen dieses Jahr wieder rund 300.000 Sternsinger in ganz Deutschland von Haus zu Haus. Auch hier im Pastoralverbund Reckenberg sind in den Gemeinden Kinder und Jugendliche, auch jugendliche Firmbewerber, losgezogen, um den Segen Gottes in die Häuser zu bringen und natürlich auch, um durch die gesammelten Spenden zum Segen für Kinder und Jugendliche in anderen Teilen der Welt zu werden. Das Geld, welches übrigens dieses Jahr zur 60. Aktion Dreikönigssingen insgesamt die Milliarden-Euro-Marke überschritten hat, wird dann für verschiedene Projekte verwendet. Zum einen werden Projekte unterstützt, die sich dafür einsetzen, dass Kinder nicht ausgebeutet werden, sondern lernen und spielen dürfen. Zum anderen werden auch Projekte unterstützt, die den Erwachsenen helfen, Wege aus der Armut zu finden, damit sie nicht mehr auf das Einkommen ihrer Kinder angewiesen sind.

In St. Pius sind dieses Jahr 54 Mädchen und Jungen im Alter von 5 bis 16 Jahren vom 4. Januar bis zum 6. Januar 2018 losgezogen und haben insgesamt Spenden von etwas über 10.000 Euro eingesammelt.

 

Jedoch ist Sternsingen nicht nur Geld sammeln, sondern mehr:

 

viele freudige Gesichter an den Haustüren, Menschen die uns hinterherlaufen, weil wir sie nicht angetroffen haben, sie aber noch unbedingt den Segen haben und Geld spenden wollen, mit schweren Füßen und anderen Sternsingern am Mittagstisch zu sitzen, abends im Piushaus sich bei Kakao über die Erlebnisse des Tages auszutauschen und gespannt auf das Auszähl-Ergebnis der Sammelbüchse zu warten, die kurzen Nächte, da sich unsere Sternsingergruppe auch nachts nicht trennen mag,… In diesem Jahr hatten wir noch ein besonderen Termin: Wir haben beim Bürgermeister gesungen und dürfen allen Sternsingern ein herzliches Dankeschön ausrichten.

 

 

 

Text und Foto: Isabel Kipp

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